„Die Lebenskunst ist eine Kunst des Sterbens, eine Ästhetik der Endlichkeit.“
(Dörpinghaus & Uphoff, 2012, S. 132)
Wie bitte? Leben, Sterben und Kunst in einem Satz?
Ist Sterben denn nicht das meist unsichtbare, zuweilen aufblitzende Damoklesschwert und Tod das große Tabu? Wir haben meisterhaft gelernt, Sterben und Tod zu verdrängen. Am besten nicht darüber nachdenken – indem wir uns ablenken, berauschen, betäuben. Wir wollen dem Alltag entfliehen und verpassen dabei das Leben.
„Das Leben steht vor der Unausweichlichkeit des eigenen Todes, mit dem wir eine Haltung zur Lebenszeit finden müssen.“
(Dörpinghaus & Uphoff, 2012, S. 130f.)
Hey, what’s App?
Na, was geht?
Und was bleibt?
Was stellen wir an mit und in unserem Leben? Teilen wir die wertvolle Lebenszeit mit den Menschen, Lebewesen und Tätigkeiten, die uns wirklich wichtig sind? Und wie gehen wir mit ihnen um? So, als ob wir ganz sicher wüssten, wie wir den Tag morgen oder in zwei Jahren, 8 Monaten, 24 Tagen, 5 Stunden und 32 Minuten mit ihnen verbringen werden? Sind sie dann noch an unserer Seite, sind wir selbst noch lebendig?
An dieser Stelle könnten wir nun angesichts der Unwägbarkeiten des Lebens in den Panikmodus verfallen und in die Selbstoptimierungsfalle gehen. Vielleicht geht es auch „einfach“ um diejenige Art und Weise des Daseins, welche sich der eigenen Endlichkeit gelassen bewusst ist – was für eine anspruchsvolle und zugleich erfüllende Lebensaufgabe! Denn möglicherweise gehört zur Kunst des Lebens auch der angstfreie Gedanke an das lebenslange Sterben.
„Über die Einsicht in die Endlichkeit vereint sich die Frage nach Bildung und dem gelingenden Leben zugleich mit dem Faktum, dass wir ein Leben lang sterben. Leben zu lernen heißt folglich sterben zu lernen, sterben zu lernen heißt leben zu lernen. […] Lebenslanges Sterben heißt zu verstehen, dass […] Umwege das Leben sind.“
(Dörpinghaus & Uphoff, 2012, S. 132ff.)
Literatur:
Dörpinghaus, A. & Uphoff, I. K. (2012). Die Abschaffung der Zeit. Wie man Bildung erfolgreich verhindert. WBG.