Die Zeit ist reif.
Mit seiner Militärübung in der Ukraine hat sich Wladimir Putin endlich den Friedensnobelpreis verdient. Das kann nun auch der pazifistischversifftdemokratische Westen nicht länger als eine Kremltischlänge hinauszögern. Sehen wir uns eine kleine Auswahl seiner Verdienste doch mal an: Er wurde von Donald Trump auf dessen aktueller Wahlkampftour mit dem Attribut „genial“ bedacht. Er hat 2011 den chinesischen Konfuzius-Friedenspreis für die Regie im Tschetschenien-krieg, Teil 2, (1999-2009) bekommen. 2017 folgte der Hugo-Chávez-Friedenspreis für seine Rolle als unsichtbarer Krieger in Syrien. Was soll eigentlich noch passieren? Der lupenreine Friedensnobelpreis gehört in die Hände von Wladimir Putin! Wenn schon die EU (sind wir als bekennende Europäer*innen nicht alle Preisträger*innen?) diese Auszeichnung 2012 erhalten hat – für den Einsatz gegen Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, vermutlich – muss ihn nun vice versa Putin in russischer Personalunion erhalten. Putin ist schließlich Russland. Nein, keine Widerrede!
Jetzt kommen ganz clevere Weltverbesserer*innen wie Montaigne auf die selbstzerstörerische Idee (nota bene: weniger Waffenexporte = wacklige Wirtschaft!): Lasst die mächtigen Staatenlenker mehr lesen! Das würde die Herrschaften vom Bombardieren abhalten und hätte schließlich auch schon bei den Goten funktioniert. Damals haben sie den Griechen ihre Bibliotheken nur deshalb nicht abgefackelt, damit die Feinde durchs Lesen abgelenkt waren.
Zu den historischen Fake News zählt übrigens das Buch „Krieg und Frieden“. In Russland ist der Titel auch alternativ als „Krieg und Nation“ oder „Krieg und Gesellschaft“ bekannt. Frieden ist also Auslegungssache. Außerdem hat der unwissende Autor Tolstoi darin behauptet, eine Person allein habe auf die Historie mal so gar keinen Einfluss. Wer liest denn sowas? Demgegenüber können ordentliche Führerratgeber – alternativ zum anstrengenden Blättern – auch als Hörbuch verinnerlicht werden: Schmatzt euch Buds in die Ohren, ihr Heilsbringer. Wobei das ja letztendlich nur um des lieben Friedens willen wäre. So durchsichtig, der Plan!
Bitter wäre nun, wenn diese Satire mit verifizierbaren Quellen belegt werden könnte. Aber das ist ja wohl ein totales Hirngespinst und würde der schamlosen Ausnutzung des Rechts auf Meinungsfreiheit gleichkommen. Absurd!
Quellen/Literatur:
Frankfurter Allgemeine Zeitung [FAZ] (2017, 19. Januar). Putin erhält venezolanischen Friedenspreis. FAZ. Abgerufen am 27.02.2022 von https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/wladimir-putin-erhaelt-von-venezuela-friedensnobelpreis-14696425.html
König, H. (2020). Lüge und Täuschung in den Zeiten von Putin, Trump & Co. transcript.
Montaigne, M. de (2013). Essays. Eine Auswahl. Berliner Ausgabe.
Tolstoi, L. (2010). Krieg und Frieden. Neu übersetzt von B. Conrad. 2 Bde. (9. Auflage). Hanser.
Wong, E. (2011, 16. November). For Putin, a Peace Prize for a Decision to Go to War. The New York Times. Abgerufen am 27.02.2022 von https://www.nytimes.com/2011/11/16/world/asia/chinas-confucius-prize-awarded-to-vladimir-putin.html