Panta rhei.
Heraklit (520 – 460 v. Chr.)
Alles fließt – selbst die Zeit vergeht wie im Flug – wenn wir uns mit konzentrierter Leichtigkeit und selbstvergessen einer Aufgabe widmen. Das emotionale Verschmelzen mit dem Augenblick, in einem Zustand, der den eigenen aktuellen Fähigkeiten entspricht, kann als Flow bezeichnet werden.
In der Darstellung ist zu erkennen, dass es eine Art flow channel (vgl. Plakos, 2001, S. 19) gibt, der zwischen der Angst liegt, die aus überfordernden Situationen entstehen kann und der Langeweile, die auf eine Unterforderung zurückzuführen ist. Der Kanal bzw. Grat ist manchmal schmal. Allerdings „handelt es sich beim Flow-Erleben nicht um eine konkret erlernbare Technik, sondern um einen potenziell mit allen Sinnen erfahrbaren geistigen Zustand“ (Medrow, 2022, S. 80). Es geht also vor allem darum, einen geeigneten Raum zu schaffen und dem Flow somit den roten Teppich auszurollen. Das können ästhetisch-künstlerische Prozesse sein, in die Eigeninteressen, soziale Interaktion, körperliche Aktivität und spielerische Elemente einfließen (vgl. ebd.).
Dietmar Sachser (2009) verweist auf adäquate spielerische und darstellende Kompetenzen als Voraussetzung für den Theaterspielflow. In diesem lösen sich Zwischenräume auf in einen „souveränen, eigens hervorgebrachten und konstruierten exterritorialen Raum jenseits aller Dichotomien, der nur über kurze Zeitspannen aufrechterhalten werden kann“ (Sachser, 2009, S. 290). Im institutionellen Bildungskontext gibt es ebenfalls Gelingensbedingungen:
„Je intensiver das künstlerische Handeln mit tiefer, müheloser Hingabe ohne Sorgen wegen Frustrationen des Alltags o.Ä. ist, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von Flow. Zudem werden die Alltagssorgen ohnehin ausgeblendet, sind die Beteiligten erst einmal in den schöpferischen Akt vertieft. Da das Empfinden von Flow mit einer veränderten Wahrnehmung für Zeitabläufe einhergeht, sind minutiöse Stundenverlaufspläne für einen Unterricht mit dem Grobziel des Erlebens von Flow seitens der Schüler*innen ungeeignet.“
(Medrow, 2022, S. 81)
Die Ästhetische Forschung beinhaltet prozessorientierte Kunstvermittlung. Kinder und Jugendliche sollen dabei in ihren Selbstlernstrategien und Selbstlernkompetenzen gestärkt werden, indem Strategien mit vorhandenem Wissen auf kreative und innovative Weise kombiniert werden (Leuschner & Riesling-Schärfe, 2012, S. 12). Für den Vater der Flow-Theorie Csíkszentmihályi leitet sich der Wert einer Schule übrigens nicht aus ihrer Reputation ab oder ob sie ihre Lernenden auf das Leben vorbereitet – was allein schon ein hehres Ziel wäre. Sein Gradmesser ist die entzündete Freude am lebenslangen Lernen (vgl. Csikszentmihalyi, 2007, S. 250f.).
Literatur:
Csikszentmihalyi, M. (2007). Flow. Das Geheimnis des Glücks (13. Aufl.). Klett-Cotta.
Leuschner, C. & Riesling-Schärfe, H. (2012). Warum brauchen wir Ästhetische Forschung in der Schule? In C. Leuschner & A. Knoke (Hrsg.), Selbst entdecken ist die Kunst. Ästhetische Forschung in der Schule (S. 11–12). kopaed.
Medrow, L. (2022). Flow und Imaginative Bildung. Kunstpädagogische Perspektiven zur Künstlerischen Forschung. transcript.
Plakos, W. (2001). Das Geheimnis des Flow. Das Glück des Augenblicks erleben. mvg.
Sachser, D. (2009). Theaterspielflow. Über die Freude als Basis schöpferischen Theaterschaffens. Alexander.